Österreichweites Vernetzungstreffen der Opferschutzgruppen im Universitätsklinikum Tulln
TULLN – Aus sieben Bundesländern reisten am 6. November 2019 knapp 90 Opferschutzgruppenbeauftragte ins Universitätsklinikum Tulln um sich bei einem Vernetzungstreffen auszutauschen.
Oft sind es nur unscheinbare Verletzungen, seltsame Geschichten oder irritierende Verhaltensweisen, die vielleicht im ersten Moment gar nicht dramatisch wirken, jedoch einen umso tragischeren Hintergrund haben. Ein älterer, pflegebedürftiger Mann, der immer still wird, sobald ein bestimmter Verwandter auf Besuch kommt. Eine junge Frau, die viel zu oft „die Treppen hinunter stürzt“ und in der Notaufnahme nach Ausreden ringt, woher die Verletzungen stammen. Gewalt ist nicht immer auf Anhieb als solche erkennbar und hat viele Gesichter. Umso wichtiger ist die Sensibilisierung von im Krankenhaus Tätigen, ob es sich nun um Pflegepersonen, ÄrztInnen, den Portier oder die Reinigungskraft handelt. Jeder kann unter Umständen Anzeichen erkennen, so dass man in der Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen gemeinsam im Interesse der PatientInnen handeln und die notwendigen Schritte setzen kann.
Mit diesen Themen und Problemstellungen beschäftigten sich am 6. November 2019 die aus sieben Bundesländern angereisten Opferschutzgruppenbeauftragten sowie jene des Universitätsklinikums Tulln.
In spannenden Fachvorträgen wurden aktuelle Probleme und Lösungen im Bereich des Opferschutzes diskutiert und ausgearbeitet. „Uns ist es wichtig, das Bewusstsein aller MitarbeiterInnen in diesen Einrichtungen zu schärfen, um mögliche Zeichen von Gewaltanwendungen schnellstmöglich zu erkennen.“, unterstreicht Pflegedirektorin DGKP Eva Kainz, MSc. Ein wesentlicher Punkt waren zudem Fotos und Beiträge für die parallel laufende Kampagne "Eine von fünf", eine interdisziplinäre Ringvorlesung an der Medizinischen Universität Wien, deren Ziel es ebenfalls ist, ein Statement gegen Gewalt zu setzen sowie in der Verbindung von Theorie und Praxis verschiedene Optionen der Intervention, des Erkennens und des konkreten Handelns bei Gewalt an Frauen und Kindern, auch im Sinne von Prävention, aufzuzeigen.
Da den Opferschutzgruppenbeauftragten des Universitätsklinikums Tulln dieses Thema sehr am Herzen liegt, wurde auch schon mit der Planung eines zweitätigen Symposiums begonnen. Dieses wird von 16.-17. April 2020 im Minoritenkloster Tulln stattfinden und stellt ein immer aktueller werdendes Thema in den Fokus: GewALT gegen ältere und schutzbedürftige Menschen.
Einer Studie der WHO zufolge berichtet jeder zehnte ältere Mensch von Übergriffen in seinem direkten Umfeld, wobei aufgrund von Scham- und Schuldgefühlen von einer großen Dunkelziffer auszugehen ist. In den zwei Tagen werden sich ExpertInnen auf Basis medizinischer, pflegerischer, rechtlicher, ethischer und psychosozialer Hintergründe damit beschäftigen, wie und wann Pflege und Betreuung an Grenzen stoßen kann, warum Überforderung mitunter in Gewalt resultiert, was jeder von uns zur Prävention beitragen kann und welche Rolle das Gesundheitswesen dabei spielt. Parallel findet am Nachmittag des 17. April 2020 eine Informationsveranstaltung für Betroffene, Laien, pflegende Angehörige und allgemein am Thema interessierte statt. Dabei sollen einerseits Institutionen und Hilfsdienste ihr Angebot im Tullnerfeld vorstellen, andererseits sind spezielle Fachvorträge kombiniert mit Filmausschnitten zum Thema Pflege von Angehörigen in Planung.
Bildtext
Bild 1: Pflegedirektorin DGKP Eva Kainz, MSc, Bereichsleiter Pflege DGKP Mario Höfer (Opferschutzgruppe, Pflege), Maga.(FH) Marlies Tegel (Opferschutzgruppe Tulln, Klinische Sozialarbeit), DGKP Maga. Sabine Ruppert (Volksanwaltschaft), Maga. Viktoria Wentseis (Opferschutzgruppe Tulln, Klinische Psychologie), Univ.-Prof. Mag. DDr. Martin Grassberger (Facharzt für Gerichtsmedizin), OA Dr. Herbert Huscsava (Opferschutzgruppe Tulln, Unfallchirurgie) und Maga. Dr. Barbara Schleicher (Gesundheit Österreich GmbH) - vlnr
Bild 2: Personalisierte Tagungsmappen
Bild 3: Eröffnung mit OA Dr. Herbert Huscsava, Maga. Viktoria Wentseis, Prim. Assoc. Prof. PD Dr. Martin Aigner und DGKP Eva Kainz, MSc (vlnr)
Bild 4: Gruppenfoto der Opferschutzgruppenbeauftragten zur Unterstützung der Kampagne "Eine von fünf"